Der Feedback PoWWWEr-Burger

Feedback oder Kritik?

Passiert es euch hin und wieder, dass ihr mit dem Verhalten einer Person nicht einverstanden seid? Als ehrlicher und offener Mensch (und das sind wir ja alle) mache ich den Anderen natĂŒrlich darauf aufmerksam.

Vielleicht beginne ich mit: „Ey, ich finde es richtig scheiße, dass du …“

Wenn ich meine Kritik so beginne, wird mein GegenĂŒber schnell sĂ€mtliche verfĂŒgbaren SchutzwĂ€lle um sich herum hochziehen und mit dem Gegenangriff beginnen. Es kommt zum Streit und erreicht habe ich gar nichts.

Eine andere Situation: jemand zeigt dir sein neuestes selbst gemaltes Bild und fragt dich nach deiner Meinung. So richtig gut gefĂ€llt dir das Werk nicht, du möchstes den anderen aber nicht mit deiner Kritik verletzen. LĂŒgen ist aber auch nicht so dein Ding. Wie gehst du nun am geschicktesten vor?

Die meisten Menschen wĂŒrden wohl sagen, Kritik ist böse und Feedback ist neutral.

„Kritik“ im eigentlichen Sinn bezeichnet eine Beurteilung anhand von MaßstĂ€ben.
Ein „Feedback“ stellt nichts weiter als eine RĂŒckmeldung dar.

Kritik und Feedback sind zunĂ€chst einmal beides neutrale Begriffe, können also sowohl negativ als auch positiv sein. Das kommt ganz auf den Inhalt an. In unserer Gesellschaft ist der Begriff „Kritik“ allerdings doch meist negativ besetzt.

Manchmal möchte man den Anderen so richtig kritisieren und fertig machen. Wenn man auf diese Weise seine Wut oder seinen Frust abbauen kann, hat das sogar einen positiven Effekt, zumindest fĂŒr einen selber. Bei demjenigen, der die PrĂŒgel abbekommt, wird man aber meistens keine positive Reaktion auslösen. Von daher ist es oft sinnvoller, seine Wut beispielsweise beim Sport abzubauen oder einfach mal in den Keller oder Wald zu gehen und dort heftig herumzubrĂŒllen.

In diesem Artikel geht es um die Art von Kritik oder Feedback, die den Anderen nicht verletzen oder gar demĂŒtigen soll.

Das Johari-Fenster

Wozu ist denn dieses ganze Feedback-Gedöns ĂŒberhaupt zu gebrauchen? Die anderen könnten doch einfach ihre Meinung fĂŒr sich behalten und mich in Ruhe lassen!

Feedback zu erhalten, ist eine wundervolle und meist völlig kostenlose Möglichkeit, mehr ĂŒber sich selber zu erfahren.

Es geht also um Selbstwahrnehmung und Außenwahrnehmung. Wie oft denkt man sich: „So, wie der mich sieht, bin ich doch gar nicht. Ich bin völlig anders!“

1955 haben die beiden Amerikaner Joseph Luft und Harry Ingham dazu ein Modell skizziert, das Johari-Fenster.

das Johari-Fenster als Skizze

Das Modell stellt vier Felder dar, jeweils in AbhĂ€ngigkeit davon, was ich ĂŒber mich weiß und was andere ĂŒber mich wissen.

Der öffentliche Bereich

Dieser Bereich steht fĂŒr alle Informationen ĂŒber mich und mein Verhalten, die mir bekannt sind und die auch alle anderen kennen, mit denen ich interagiere.

Der geheime Bereich

Aber nicht alle Informationen, die ich ĂŒber mich weiß, möchte ich gerne mit anderen teilen. Sie bleiben ganz privat in meinem persönlichen Bereich.

Der blinde Fleck

Dies ist der fĂŒr unser Thema „Feedback“ interessanteste Bereich. Denn hier stecken all die Informationen, die andere ĂŒber mich kennen, die mir selber aber nicht bewusst sind. Was kann das sein? Das kann zum Beispiel sein, dass sich jemand nach einigen SĂ€tzen stĂ€ndig rĂ€uspert, ohne es selbst zu bemerken. Oder kennst du vielleicht eine Frau, die immer wieder mit dem Finger eine HaarstrĂ€hne zu einer Locke dreht?

Das große Unbekannte

Und dann gibt es noch einen Bereich, der wie ein großes schwarzes Loch erscheint. Niemand weiß, was da drin steckt, ich nicht und andere auch nicht. Hier verbergen sich vor allem unterbewusste Erinnerungen oder Talente, die es erst noch zu entdecken gibt.


Uns interessiert hier vor allem der blinde Fleck. Informationen ĂŒber diesen Bereich können wir nur erlangen, indem wir andere Menschen um ihr Feedback bitten. Auf diese Weise wird die Information vom „blinden Fleck“ in den „öffentlichen Bereich“ verschoben.

Ich kann aber auch selber dabei helfen, den öffentlichen Bereich zu vergrĂ¶ĂŸern, nĂ€mlich in Form einer Selbstoffenbahrung, die statt des „blinden Flecks“ den „privaten Bereich“ verkleinert.

Die VergrĂ¶ĂŸerung des „öffentlichen Bereichs“ ist besonders wertvoll, wenn mehrere Menschen in einer Gemeinschaft (wie zum Beispiel in einem beruflichen Team) zusammenarbeiten. Es hilft, MissverstĂ€ndnisse zu vermeiden.

Niemand braucht darauf zu warten, dass er von Anderen Feedback erhĂ€lt. Wenn du mehr ĂŒber dich wissen willst, kannst du andere Leute einfach um ihr Feedback bitten.

Gerne verzichten wir beim Feedback aber auf ĂŒble Beleidigungen oder VorwĂŒrfe. Also gehen wir die Sache einmal anders an …

Feedback mit Hilfe des Pow3er-Burgers

Skizze des Feedback Burgers

Das Bild symbolisiert eine Methodik, wie man Feedback, insbesondere negatives Feedback, so verpacken kann, dass es den GesprĂ€chspartner nicht verletzt. DarĂŒber hinaus erlaubt es dem Kritisierten, ĂŒber das Feedback nachzudenken und möglicherweise Handlungen daraus abzuleiten.

Realistisch betrachtet wird man sicher nicht bei jedem spontanen GesprĂ€ch unter Freunden die hohe Kunst des Feedback-GesprĂ€chs anwenden wollen und können. Aber die folgenden Regeln können trotzdem in verkĂŒrzter Form dabei helfen, dass beide Seiten das GesprĂ€ch mit heiler Haut und im besten Fall mit gegenseitigem Respekt ĂŒberleben.

Was soll denn nun dieser Hamburger?

Dabei handelt es sich um ein Kommunikationsmodell fĂŒr ein Feedback-GesprĂ€ch.

ZunÀchst ein paar Grundregeln:

  • Feedback bedeutet Zuhören, aber nicht Diskutieren!
  • Ein Feedback ist keine Anweisung, sondern eine RĂŒckmeldung.
  • Es wird Feedback zu einem Verhalten, aber nicht zur Person selbst gegeben.
  • Feedback bezieht sich auf ein aktuelles Verhalten.
  • Keine Rechtfertigungen, aber VerstĂ€ndnisfragen sind in Ordnung.

Ist das verstÀndlich?

In einem Feedback-GesprĂ€ch redet vor allem der Feedback-Geber, der andere hört zu. Er rechtfertigt sich nicht und er versucht auch keine ErklĂ€rungen zu geben. RĂŒckfragen sind natĂŒrlich erlaubt, wenn der Inhalt einer Formulierung nicht verstanden wurde.

Bei einem Feedback-GesprĂ€ch handelt es sich nicht um eine Anweisung, Anordnung oder Direktive. Der Feedback-Nehmer erhĂ€lt Informationen ĂŒber sich und muss dann selber entscheiden, was er mit den Informationen anfĂ€ngt. Seine Entscheidung kann auch bedeuten, dass er geĂ€ußerte WĂŒnsche komplett ignoriert.

Niemand kann eine Person als Ganzes kritisieren, da niemand eine andere Person in seiner ganzen Bandbreite kennen kann. Darum bezieht sich das Feedback immer ganz bewusst auf bestimmte Verhaltensweisen.

Das Thema des Feedback-GesprĂ€chs sollte aktuell sein und nicht schon Monate zurĂŒckliegen. Auch sollten zum eigentlichen Thema nicht noch weitere „olle Kamellen“ herausgekramt werden.

Der Feedback Pow3er-Burger oder auch PoWWWEr-Burger besteht aus den folgenden Scheiben:

  1. Po = Positive Grundstimmung
  2. W = Wahrnehmung
  3. W = Wirkung
  4. W = Wunsch
  5. Er = Erwartung/Erfolg und positiver Ausblick

Das Ganze etwas ausfĂŒhrlicher:

Positive Grundstimmung

Zuerst sollte ein Fundament fĂŒr das folgende GesprĂ€ch geschaffen werden. Nenn es beispielsweise Warm-Up. Dabei sollten Verkrampfungen in der Haltung und im Gesicht gelöst werden, vielleicht gibt es sogar ein LĂ€cheln. Negatives hat hier nichts verloren.

Lob ĂŒber die Zusammenarbeit oder ĂŒber erreichte Ziele wĂ€ren an dieser Stelle hilfreich. Auch im privaten GesprĂ€ch findet sich bestimmt etwas Positives, das man jetzt erwĂ€hnen kann.

Keine Wut, keine Beleidigungen, keine VorwĂŒrfe. WertschĂ€tzung und der Wunsch, den anderen nicht verbal auseinanderzunehmen, stehen im Vordergrund.

Manchmal ist es nicht so leicht, einen positiven Einstieg zu finden. Dann hilft es möglicherweise, zumindest das BemĂŒhen des Anderen positiv herauszuarbeiten.

Feedback: Die Wahrnehmung

Typische Formulierung: „Ich habe bemerkt …“ oder „Mir ist aufgefallen, dass … “
Wichtig ist an dieser Stelle, nicht mit dem Finger auf den GesprÀchspartner zu zeigen, sondern aus seiner eigenen Sicht sachlich zu beschreiben, was man genau wahrgenommen hat. Und das darf ruhig wörtlich genommen werden: es geht um sehen, hören usw.

Eine rein subjektive Wahrnehmung lĂ€sst sich nicht wegdiskutieren. Die Wahrnehmung ist so wie sie ist. Sie muss natĂŒrlich nicht mit der des Anderen ĂŒbereinstimmen. Aber es geht hier nicht darum, wer Recht hat und wer nicht, sondern die Wahrnehmung des Feedback-Gebers kennenzulernen (siehe Johari-Fenster weiter oben). Rechtfertigungen oder ErklĂ€rungsversuche sind deswegen zu vermeiden. Einzig RĂŒckfragen zum VerstĂ€ndnis sind erlaubt.

Bei der Formulierung der Wahrnehmung solltest du keine allgemeinen Aussagen wie „Du kommst immer zu spĂ€t!“ verwenden, sondern sehr konkret werden, wie zum Beispiel „Die letzten drei Mal hast du dich immer um mindestens eine Viertelstunde verspĂ€tet!“.

Feedback: Die Wirkung

Typische Formulierung: „Das wirkte auf mich … “ oder „Ich habe dann das GefĂŒhl, dass … “.
Jede (subjektive) Wahrnehmung hat eine Wirkung zur Folge. Deswegen folgen als nĂ€chstes Aussagen darĂŒber, welche Wirkung das Wahrgenommene hat. Auch die Wirkung ist rein subjektiv und kann daher nicht diskutiert werden. FĂŒr den Feedback-Nehmer ist die Wirkung in aller Regel nachvollziehbar.

Feedback: Der Wunsch

Typische Formulierung: „Ich wĂŒrde mir wĂŒnschen … “
Nachdem die Wahrnehmung und die daraus resultierende Wirkung ausgedrĂŒckt und verstanden worden sind, formuliert man eine mögliche VerhaltensĂ€nderung als Wunsch.

Erwartung und positiver Ausblick

Der etwas ernstere Teil des Feedbacks ist nun abgeschlossen. Beide GesprĂ€chspartner können sich wieder entspannen und sich noch ein bisschen miteinander unterhalten. Der GesprĂ€chsabschluss sollte wieder mit positiven Formulierungen gestaltet werden. Dazu könnten zum Beispiel auch Formulierungen gehören wie „Ich weiß, dass ich hohe Erwartungen an dich habe, aber ich bin sicher, dass du das schaffst.“.

Entwertung von Lob im Feedback-GesprÀch

Gerade haben wir darĂŒber gesprochen, negative Kritik in positive Formulierungen zu verpacken. Leider hat das eine Nebenwirkung. Ernst gemeintes Lob wird durch die dann geĂ€ußerte Kritik entwertet. Der Feedback-Nehmer wird leicht erkennen, dass die wertschĂ€tzenden Aussagen nur dem Zweck dienen, die Kritik leichter verdaulich zu machen.

Echtes Lob sollte immer zeitnah zum Anlass (Leistung, Verhalten usw.) gegeben werden. Auch dabei handelt es sich natĂŒrlich um Feedback, nur eben um positives. Dabei sollte eine Entwertung durch Vermischung mit negativem Feedback unbedingt vermieden werden.

Vom Feedback-GesprÀch zum konstruktiven Dialog

Beim hier besprochenem Feedback-GesprÀch handelt es sich um eine relativ einseitige Geschichte. Das ist auch so gewollt, da es ja im Besonderen um Erkenntnissgewinn zur eigenen Wahrnehmung bzw. der von anderen gehen soll.

Durch Einbindung des GesprĂ€chspartners mit Hilfe von Fragen kann das Feedback-GesprĂ€ch in einen konstruktiven Dialog ĂŒberfĂŒhrt werden. Dazu muss auf beiden Seiten die Bereitschaft dafĂŒr vorhanden sein.

Die folgenden Fragen können den GesprÀchspartner aktivieren:

  • Was denkst du darĂŒber?
  • Was davon trifft deiner Meinung nach zu?
  • Wie hĂ€tte es besser laufen können?
  • Was könntest du das nĂ€chste Mal anders machen?

Kritik am Feedback Pow3er-Burger

Ich möchte nicht verschweigen, dass es durchaus auch Menschen gibt, die den Pow3er-Burger als Modell fĂŒr ein Feedback-GesprĂ€ch ablehnen.

Die GrĂŒnde dafĂŒr sind:

  1. Mitarbeiter (in einer Firma) wĂŒnschen direktes Feedback und kein weichgeklopftes Herumgeeiere.
  2. Die Kritik wird durch Lob verwÀssert und nicht mehr ernst genommen.
  3. Lob wird durch die darauf folgende Kritik entwertet.

Es kommt, wie immer, darauf an, mit wem man das GesprĂ€ch fĂŒhrt und was das Ziel davon ist. Obwohl das Pow3er-Burger Modell sich bewĂ€hrt hat, mag es vorkommen, dass eine direktere Form des Feedbacks auf der einen Seite oder eine dialogorientierte Form auf der anderen Seite besser zum Ziel fĂŒhrt. Die Entscheidung musst du fallweise treffen.

Feedback geben in der Zusammenfassung

Jemanden etwas Unangenehmes mitzuteilen, ohne dass dieser sich deswegen gedemĂŒtigt fĂŒhlt und in die Rechtfertigung geht, ist schwer. Deswegen ist es auch in schwierigen FĂ€llen sinnvoll, die eigentliche Kritik in positive Watte (oder WeichbrötchenhĂ€lften) einzupacken.

Der Feedback-Nehmer sollte das Feedback als Möglichkeit sehen, sein Verhalten aus der Sicht eines Anderen zu betrachten und gegebenenfalls zu Àndern.

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