Ferien – 59 Stunden Arbeit

Schultafel mit Text Endlich FerienZwei Wochen Pfingstferien! Das klingt nach Urlaub oder wenigstens nach FreizeitaktivitÀten wie einem Besuch im Bayernpark in Reisbach.

… seufz …

… wĂ€re da nicht ein Buchreferat, das am 11.06. fĂ€llig ist.
2 BĂŒcher,
1 Referat und
1 PrÀsentationsmappe.

Die PrÀsentationsmappe ist in der vorletzten Stunde vor dem Referat abzugeben, also heute am ersten Schultag nach den Ferien.

1. Buch: Der Circle von Dave Eggers … 560 Seiten (Amazon Provisions-Link)

2. Buch: Zero von Marc Elsberg … 480 Seiten (Amazon Provisions-Link)

Beides Bestseller und beide BĂŒcher sind sehr zeitgemĂ€ĂŸ.

Mein Sohn und ich haben am Anfang der Ferien einen Arbeitsplan aufgestellt. Darin haben wir alle notwendigen und von der Deutsch-Lehrerin geforderten AktivitÀten (das ist durchaus nicht deckungsgleich) zusammengetragen und jeweils eine SchÀtzung dahinter geschrieben, mit wieviel Aufwand in Stunden zu rechnen ist.

Das Referat sollte im Team mit einem anderen SchĂŒler erstellt werden.

Zu den Aufgaben gehörte natĂŒrlich auch das Lesen der BĂŒcher und ein erheblicher Abstimmungsaufwand mit dem Team-Partner.

59 Stunden Arbeit in den FerienWir kamen auf 59 Stunden, die innerhalb der nÀchsten zwei Ferienwochen abzuleisten waren.

Ich will ganz ruhig bleiben und den Fehler gerne bei mir suchen. Wahrscheinlich haben mein Sohn und ich nur den 1 1/2 seitigen Arbeitsauftrag der Lehrerin falsch interpretiert. Vielleicht ist das Lesen der BĂŒcher auch als schöner Freizeitspaß und nicht als echte Arbeit aufzufassen. Möglicherweise soll das Referat gar nicht direkt nach den Ferien gehalten werden.

Jedenfalls ist die Vorstellung, dass ein SchĂŒler der 8. Klasse in den Ferien 59 Stunden fĂŒr die Schule arbeiten soll, ganz sicher nur ein großes MissverstĂ€ndnis auf Seiten der Über-Eltern wie mir.

Alles akzeptiert.

… bin trotzdem sauer!

Schön, man kann sich darĂŒber unterhalten, ob lange Lernpausen wie in den Sommerferien gut sind. Zu diesem Thema gibt es durchaus unterschiedliche Meinungen. Ein paar Links zu dem Thema habe ich unten an den Artikel angefĂŒgt.

Allerdings sollten kĂŒrzere Ferienzeiten dem Kind schon auch die Möglichkeit bieten, einmal durchzuatmen und sich nicht jeden Tag mehrere Stunden mit der Schule zu beschĂ€ftigen. Ist ja nicht so, dass sich die SchĂŒler wĂ€hrend der Schulzeit nur stĂ€ndig langweilen wĂŒrden.

Und gut, manche SchĂŒler können einen Teil der Ferienzeit sicher auch nutzen, um WissenslĂŒcken zu schließen.

Aber in unserem konkreten Fall geht es um ein handfestes Referat, das auch noch als Schulaufgabe gewertet wird.

Wörtlich hieß es:

„Die Note zĂ€hlt wie eine „normale“ schriftliche Schulaufgabe.“

Mein Sohn kam anfangs – wie ĂŒblich – nicht so richtig in die Pötte. Als ihm dann aber aufgrund unserer Planung bewusst wurde, wie groß der Aufwand tatsĂ€chlich war, hat er sich zusammengerissen und wirklich praktisch jeden Tag mehrere Stunden an dem Referat gearbeitet. Ein Tag fiel aus, weil er zum KiefernorthopĂ€den musste und einen Tag hat er sich dann auch tatsĂ€chlich mal komplett frei genommen.

In der folgenden Grafik könnt ihr erkennen, wieviele Stunden er in den Ferien pro Tag fĂŒr das Referat gearbeitet hat. Wir haben mal fĂŒr jeden Tag großzĂŒgige 9 Stunden an zur VerfĂŒgung stehender Zeit vorgesehen.

Diagramm mit dem zeitlichen AUfwand fĂŒr das Buch Referat in den Ferien

Jeden Abend haben wir gemeinsam besprochen, wieviel Zeit er fĂŒr welche Aufgabe aufgebracht hat. Der Arbeitsplan und die Grafik wurden jeden Tag aktualisiert. Alle grĂŒn markierten Stunden musste er aufbringen, die roten wĂ€ren noch möglich gewesen. Blaue und gelbe Stunden gibt es natĂŒrlich nach Abschluss des Projekts nicht mehr.

Die Abstimmungen mit mir und seiner Mutter sind in dieser Grafik noch nicht einmal erfasst, sondern mĂŒssten noch dazugerechnet werden.

Am Ende brauchte er fĂŒr die Abstimmung mit seinem Team-Kollegen weniger Zeit, weil sein Partner in der ersten Woche keine Lust verspĂŒrte, sich aktiv in das Projekt einzubringen. Meinem Sohn blieb also nichts anderes ĂŒbrig, als viele Aufgaben einfach alleine zu erledigen.

Weiter konnte er etwas Zeit beim Erstellen der Powerpoint-Folien einsparen. Dies ging ihm nÀmlich leichter von der Hand als zunÀchst erwartet.

Ein paar Rest-Arbeiten sind noch zu erledigen: noch mal mit seinem Team-Partner per Skype alles besprechen, das Referat mal fĂŒr sich selber proben, ein paar Moderatoren-Karten schreiben. Aber im Großen und Ganzen ist er jetzt fertig.

Er hat sehr viel Zeit investiert und ich bin sehr stolz darauf, dass er diese Disziplin aufgebracht hat. Im Bayernpark waren wir nicht, auch nicht in der Allianz-Arena, im Schwimmbad, beim Minigolfen oder sonst wo. Hoffentlich werden ihm die nÀchsten Ferien nicht wieder so verdorben!

Internet-Links zum Thema
Lernen in den Ferien:

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4 Kommentare
  1. Henning sagt:

    Der Text schließt mit: „Hoffentlich werden ihm die nĂ€chsten Ferien nicht wieder so verdorben!“
    Das halte ich fĂŒr einen Trugschluss. Wenn sich weder SchĂŒler noch Eltern ĂŒber eine solche Vereinnahmung der Ferien beschweren, werden die Lehrer denken, dass das so klar geht und es bei der nĂ€chsten Gelegenheit wiederholen.
    Das ist wie im Berufsleben: Wenn der Chef sich erst einmal daran gewöhnt hat, dass die Mitarbeiter ihre Arbeit mit in den Urlaub nehmen und immer erreichbar sind, dann wird das zur RegelmĂ€ĂŸigkeit. Ausreichend Aufgaben finden sich immer.

  2. Sven sagt:

    Da stimme ich zu. Ich habe der Direktorin der Schule einen langen Brief zu dem Thema geschrieben. Allerdings habe ich auch reingeschrieben, dass ich keine Antwort erwarte, sondern mir eine Reflexion im Lehrerkreis wichtiger wÀre.

  3. Val sagt:

    Mein Sohn vor 2 Jahren in den Sommerferien musste jeden zweiten Tag online recherchieren um sein P Seminar und W Seminar fĂŒr die 12. Klasse zu erledigen. Seine Abi endete mit 1,9 ….Die letzte Sommerferien musste meine Tochter auch 40% von ihrer Zeit fĂŒr die Recherche verbringen da diese Projekte ( P und W Seminare) große Noten in Abi Durchschnitt haben.
    Gymnasium ist einfach Kindheit-killer …

    • Sven sagt:

      Hallo Val,

      vielen Dank fĂŒr deinen Kommentar.

      In der Oberstufe am Gymnasium ist es allerdings durchaus normal, wenn die SchĂŒler dort auch in Zeiten aktiv sein mĂŒssen, in denen sie normalerweise Freizeit hĂ€tten. Hier wird bereits auf die Arbeitsweise wĂ€hrend des Studiums vorbereitet und das ist ja meistens das Ziel, wenn man das Abitur machen möchte.

      Von daher kann ich diese Mehrarbeit in der Oberstufe bis zu einem bestimmten Umfang akzeptieren.

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