Netzhautablösung – Ablatio Retinae – Tag 2

Lest bitte zuerst meine Vorbemerkungen zum Thema Netzhautablösung.

Der Morgen danach

Die letzte Nacht war leider nicht sehr angenehm. Ich hatte zum Abend hin starke Kopfschmerzen in der linken Hälfte des Kopfes und außerdem tut mir mein operiertes Auge sehr weh. Ich gehe davon aus, dass das Auge während der Operation sehr stark verdreht werden musste, und dadurch die Augenmuskeln gestreckt und gelängt wurden. Neben diesen Schmerzen um den Augapfel herum habe ich im unteren und oberen Bereich des Auges sehr stechende oder reibende Schmerzen, als ob im Augapfel Wimpern oder Nadeln stecken. Wahrscheinlich kommt das von der absichtlichen Gewebezerstörung durch die Kryosonde. Das ist sehr unangenehm. Du hast Sand oder Wimpern im Auge, bekommst es aber nicht raus … wahrscheinlich für mehrere Tage. Man hat mir gestern Abend angeboten, Novalgin-Tropfen als Schmerzmittel zu nehmen. Das habe ich abgelehnt, weil ich gehofft habe, dass die Schmerzen über Nacht verschwinden würden. Ich habe gehört, dass die meisten Schmerzmittel den Magen belasten. Ein Grund mehr, auf die Tropfen zu verzichten. Die Schmerzen haben dann dazu geführt, dass ich zunächst gar nicht einschlafen konnte. Ich war natürlich früh im Bett, bereits ab 19:00 Uhr, weil ich ja sowieso mehr oder weniger handlungsunfähig war. Lesen darf ich nicht, der Fernseher kostet Geld und ist sehr klein, den nutze ich nicht. Also höre ich mir meine Perry-Rhodan Hörspiele an. Da ich am Morgen schon um 4:30 Uhr aufgestanden war, war ich der Meinung, dass ich gut schlafen könnte. Leider war auf den Gängen des Krankenhauses zu dieser Zeit noch sehr viel Lärm, so dass ich nicht zur Ruhe kam. In der zweiten Nachthälfte habe ich wohl geschlafen, weil ich heute morgen relativ gut ausgeruht gewesen bin. Erschwerend in der Nacht kam noch hinzu, dass ich nur auf der linken Seite liegen darf und da sind die Optionen, wie man sich hinlegt, sehr beschränkt.

Um kurz nach sechs wurden wir geweckt. Das ging sehr akzeptabel vonstatten. Beispielsweise wurde nicht gleich das gesamte Flutlicht eingeschaltet, sondern zunächst eine sehr angenehme Beleuchtung. Wir bekamen dann ein Frühstück, und ich wurde aufgefordert, mich bis 7:00 Uhr vorne beim Stationsstützpunkt zur Visite einzufinden. Inzwischen weiß ich, dass es sich bei dem Zeremoniell, das ich gestern beobachten durfte, um die Visite handelt. Alle Leute versammeln sich vor dem Stationsstützpunkt und dem Ärztezimmer auf dem Gang und warten darauf, dass man ihnen kurz ins Auge schaut. Das ist soweit nachvollziehbar, da die Untersuchungsapparate nur bedingt mobil sind. Ich wurde zunächst von Frau Dr. M. (ich verwende der Einfachheit halber jetzt mal diese Abkürzung) untersucht. Das ist die Dame, die ich gestern schon kennenlernen durfte. Sie war ähnlich ruppig und unsensibel wie gestern. Mein doch stark schmerzendes Auge hat sie für die Untersuchung recht grob angefasst, so dass ich gleich zurückgezuckt bin … autsch! Kurz danach habe ich sie nach ihrem Namen gefragt (das Etikett auf ihrem Kittel konnte ich ja nicht lesen). Danach schien es mir, als wäre sie etwas sensibler mit mir umgegangen. Was ihr wohl durch den Kopf gegangen ist? Generell läuft die Visite so ab, dass man draußen auf dem Gang sitzt und irgendwann zur Untersuchung aufgerufen wird. Danach sitzt man wieder draußen auf dem Gang, wird wieder aufgerufen, muss sich wieder draußen hinsetzen und dann passiert wieder irgendetwas. Die Kommunikation mit dem Patienten beschränkt sich auf Anweisungen. Das zieht sich von 7:00 Uhr bis ungefähr 9:00 Uhr hin. Besonders schlimm ist das nicht, weil wir Patienten im Krankenhaus sowieso nichts Besseres zu tun haben.

Während ich draußen saß, wurde ich von einer Ärztin oder Studentin angesprochen (Anmerkung: mit dieser Dame hatte ich später noch zu tun … im positiven Sinne. Ihren Namen darf ich nennen: Dr. Arend), ob ich bereit sei, an einer Studie teilzunehmen. Mit dieser Studie wollen sie untersuchen, ob die bei Netzhautablösungen regelmäßig vorkommenden Vernarbungen genetisch bedingt sind. Dazu mussten sie (sie wurde von Studenten unterstützt) mir Blut abnehmen und ich musste ein paar Fragen in einem Formular beantworten. Sie brauchten nur wenig frisches Blut, konnten dafür aber leider den (schon zu alten) Venenzugang nicht nutzen. So wurde im linken Arm ganz wenig Blut abgezapft.

Die Visite

Etwas später wurde ich auch irgendwann kurz vom Oberarzt Dr. Wolf untersucht, der mich gestern operiert hatte. Ich versuchte, mich bei ihm für seine Arbeit zu bedanken, kam aber kaum dazu, weil er unter sehr großem Zeitdruck stand. Schade, noch nicht mal Zeit für Lob und Anerkennung. 🙁 Kurze Untersuchung ohne viel Reden. Soweit schien wohl alles okay zu sein. Wissen wollte ich, was mit diesem nach wie vor vorhandenem schwarzen Bereich im oberen rechten Augenabschnitt sei (der ja weiterhin auf eine Netzhautablösung hindeutete). Dieser würde sich wahrscheinlich in den nächsten Tagen weiter verkleinern (die Netzhaut wird sich wohl noch besser anlegen). Nach der Untersuchung wollte ich Herrn Dr. Wolf ein kurzes Feedback zu der Operation geben … sozusagen direkt vom Opfer. Leider hatte er überhaupt keine Zeit, weil offensichtlich bereits der erste Patient oben in der 2. Etage vorbereitet wurde und er sofort nach oben musste. Dennoch gab ich ihm die Rückmeldung, dass ich während der Operation Probleme mit dem Kreislauf gehabt hatte. Die Gründe dafür waren, dass ich bis zur Operation lange Zeit nichts essen durfte und dann während der Operation unter einem Tuch lag, unter dem es sehr warm wurde. Diese Probleme waren wohl bekannt. Er wies kurz daraufhin, dass leider nicht jeder Patient bereits am Morgen operiert werden konnte. Für den Fall einer Vollnarkose wäre es notwendig, dass der Patient vorher nichts äße, damit es im Fall des Erbrechens nicht zu weiteren Problemen kommen konnte … kein Essen -> kein Erbrechen. Das war mir natürlich klar. Für weitere Fragen verwies er mich an Frau Dr. M., die eine sehr kompetente Ärztin sein sollte. Das mochte sein, aber ich erlebte sie als ziemlich ruppig und unwillig. Ich habe ihr dann von meinen Schmerzen berichtet. Sie schlug Novalgin-Tropfen als Schmerzmittel vor, meinte aber, dass diese Art von Schmerzen nach der Operation normal wären.

Draußen auf dem Gang kam es mal wieder zu Verwirrungen. Frau Dr. M. hatte zwei Patienten zurück in ihre Zimmer geschickt. 10 Minuten später suchte dann eine Krankenschwester die beiden Patienten auf dem Gang, weil sie nun doch erneut in das Ärztezimmer sollten. Die Patienten mussten also wieder aus ihren Zimmern geholt werden. Ein wenig chaotisch und ineffizient.


Meine Sehleistung ist im Augenblick sehr schlecht. Bei den Buchstaben, die man beim Augenarzt immer ablesen soll, konnte ich nur die allergrößte Darstellung erkennen (das enstpricht wohl einer Sehleistung von 10%). Wenn das so bleibt, habe ich aber schon Probleme in der Zukunft. Letztendlich lag die Operation der Netzhautablösung gerade erst einen Tag hinter mir. Ich musste mich noch ein wenig gedulden und hoffen, dass sich die Sehleistung verbessert.

Anschließend wurde mir von einer Krankenschwester noch der Venenzugang aus dem Handrücken entfernt und das Auge erhielt einen neuen Salbenverband.

Der Nachmittag

Im Zimmer läuft alles ganz normal. Der eine Patient wartet auf seine Operation (auch wegen einer Netzhautablösung), so wie ich gestern, durfte bisher auch nichts essen.

Inzwischen haben wir schon Nachmittag, das heißt, dass wir nur zu zweit mittaggegessen haben. Die Dame vom Catering-Service, die sich um das Essen kümmert, war zwischendurch wieder da und hat das Essen für die nächsten zwei Tage abgefragt. Auf Nachfrage hat sie mir einen Flyer überlassen, in dem das Speisenangebot, aus dem wir auswählen dürfen, aufgelistet ist.

Buntes Deckblatt der Speisekarte in der LMU Augenklinik in München

Die Menükarte der LMU Augenklinik in Flyer-Form

Hier ein Auszug aus der Speisekarte:

Vorsuppen

  • kräftige Hühnerboullion mit Hähnchenfleisch und Fadennudeln
     32,5 kcal; Z/G/L; 0,5 BE
  • Festtagssuppe mit Gemüseeinlage, Eierstich und Hähnchenfleisch
     29kcal; Z/G/L; 0,5 BE
  • Tomatensuppe
     45kcal; V/*G; 0,8 BE
  • Riebelesuppe
     32kcal; Z/V/L; 0,5 BE

Hauptmenüs/ herzhaft

  • Farfalle „Pomodorino“ in feiner Sauce mit Cherrytomaten, Broccoli und Mozzarella dazu Blattsalat
     404kcal; Z/V; 4,7 BE;
  • Pizzapfannkuchen mit Blattspinat, garniert mit Käse
     446,2kcal; Z/V/3,5 BE;
  • Rührei mit Rahmspinat und Salzkartoffeln
     519kcal; Z/V/*G;3,3 BE
  • Käsespätzle „Allgäuer Art“ mit Röstzwiebeln und Blattsalat
     1076kcal; ZA/; 8,4 BE
  • gekochtes Rindfleisch in Meerrettichsauce mit Petersilienkartoffeln und Blattsalat
     690kcal; R/G*; 3,6 BE
  • Rindergeschnetzeltes in Sahnesauce, Champignons und Gurkenstreifen, Spätzle und grüner Salat
     546kcal; Z/R; 5,3 BE; 9
  • Fränkische Bratwürstchen auf Sauerkraut und Kartoffelpüree
     720kcal; S; 2,4 BE; 7/8
  • Schweinsbraten mit Apfelrotkohl und Kartoffelknödeln
     554kcal; Z/S/L; 3,7 BE
  • Hacksteak in Bratensauce mit Bohnengemüse und Salzkartoffeln
     485kcal ;Z/S/L; 3,2 BE
  • Hühnerfrikassee mit Champignons, Karotten und Reis
     320kcal; G; 3,5 BE
  • Paniertes Schollenfilet mit Petersilienkartoffeln, Gurkensalat und Remoulade
     572,8kcal;Z/F/L; 4,5 BE
  • Gedünstetes Pangasiusfilet mit Kräutertopping, auf Blattspinat mit Salzkartoffeln
     365kcal; F/Z; 3,0B E; 9

Hauptmenüs/ süß

  • Kaiserschmarrn mit Apfelkompott
     620kcal; V; 4,0 BE; 9
  • Pfannkuchen mit Kirschfüllung und Vanillesauce
     890kcal; V; 6,0 BE

Eintopf

  • Gemüseeintopf mit Rindfleisch, dazu eine Semmel
     389kcal; R/G/L; 2,5 BE;

Desserts

  • Apfelmus
     50kcal; 1,0 BE; 5
  • Pfirsichkompott
     65kcal; 1,0 BE; 5
  • Fruchtjoghurt
     100kcal; 1,5 BE; 5
  • Obst der Saison
     80-130kcal; 1,5 -2,0 BE

Kennzeichnungen
Z Kost ohne Zuckerzusatz oder höchstens 2%
  Die mit Z gekennzeichneten Menüs enthalten keinen freien Zucker oder höchstens 2%
  Außerdem sind die verwendeten Kohlenhydrate überwiegend langsam resorbierbar.

R Enthält Rindfleisch
S Enthält Schweinefleisch
G Enthält Geflügel
F Enthält Fisch
V Vegetarisches Menü
A Enthält Alkohol
G* Diese Menüs enthalten keinen Zusatz von Gluten
L Diese Menüs enthalten keinen Zusatz von Lactose

Nährwerte
Alle Werte bei Brennwerten(kcal) sind pro Portion angegeben. Die Broteinheiten (BE) enthalten alle verwertbaren Kohlenhydrate und sind ebenfalls pro Portion angegeben.

Zusatzstoffe
Die in unseren Produkten enthaltenen Zusatzstoffe sind wie folgt gekennzeichnet:
1 mit Farbstoff
3 mit Antioxidationsmittel
7 mit Nitritpökelsalz
8 mit Phosphat
9 mit Süßungsmittel(n)

 
Ansonsten verbringe ich meinen Tag momentan damit, dass ich auf der linken Seite liege, die Augen geschlossen halte, um die Augen nicht unnötig zu reizen, und mir meine Perry-Rhodan Hörspiele anhöre. Von denen habe ich so ungefähr 30 CDs, also fast 30 h, mitgenommen (Anmerkung: ich habe gerade im Internet nachgesehen. Es sind 42 CDs). Damit komme ich gut über die Runden. Warum ich das nicht auf einen iPod oder ein Smartphone kopiert habe, fragt ihr? Weil ich vor dem Krankenhausaufenthalt nicht mehr genug Zeit gehabt hatte, die CDs alle einzulesen. Glücklicherweise verfüge ich über einen alten portablen CD-Spieler von Technics, der immer noch funktioniert.

Alle paar Stunden kommt eine Krankenschwester und tropft mir verschiedene Augentropfen in das linke Auge.

Auffällig ist, dass die Ärzte und Oberärzte unter sehr großem Zeitdruck stehen. Ich bin nicht davon überzeugt, dass dieser enorme Zeitdruck der Qualität der Operation und der Nachbehandlung unbedingt zuträglich ist, ganz im Gegenteil. Letztendlich weiß ich natürlich nicht, wie hoch der persönliche Anspruch des einzelnen Arztes ist, will aber auch nichts Böses unterstellen. Jedenfalls ist es so, dass die Operationen wie am Fließband ablaufen. Für den Operateur ist jeder Patient und jede Operation eine von sehr vielen, mit den Folgen müssen aber die Patienten meist ihr Leben lang zurecht kommen. Ob das Auge hinterher gesund wird oder bis zu welchem Grad es wieder gesund wird, ob es zu Folgeoperationen kommt, das ist den Ärzten vermutlich erst einmal weniger wichtig, um nicht zu sagen „egal“. Der Patient allerdings hat eventuell für den Rest seines Lebens darunter zu leiden. Die Krankenschwestern stehen nicht unter diesem Zeitdruck und nehmen sich Zeit für die Patienten. Ihre Arbeit wirkt zwar manchmal chaotisch, aber nicht überhastet.

Wer Rückfragen zur Operation oder zum aktuellen Zustand hat, hat Pech. Die Ärztin, mit der ich zu tun habe (Frau Dr. M.), ist sehr kurz angebunden. Herr Dr. Wolf würde wohl gerne Fragen beantworten, hat aber leider überhaupt keine Zeit dafür.

Das Abendessen gab es bereits um 16:30 Uhr. Das war schon arg früh!


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