Netzhautablösung – Ablatio Retinae – Tag 1

Lest bitte zuerst meine Vorbemerkungen zum Thema Netzhautablösung.

Tag der Operation – Aufstehen

Um 4:30 Uhr aufstehen. Draußen ist es noch dunkel. Ich habe ganz gut geschlafen, bin zwar wach geworden, darf ja nur auf der linken Seite liegen. Außerdem bin ich natürlich schon unruhig, auch wenn ich mir das nur ungern eingestehen mag. Das Problem ist eher, dass ich heute morgen weder essen noch Kaffee noch sonst etwas trinken darf, einen Orangensaft habe ich mir dann doch gegönnt, Körperhygiene und jetzt auf die Abfahrt warten.

Ich bin nervös, versuche das aber zu verdrängen. Es gelingt mir nicht immer. Meine Gedanken kreisen sehr oft um das Krankenhaus und um die Operation, aber das ist sicher auch keine Überraschung. Auf der anderen Seite erwische ich mich dabei, wie ich darüber nachdenke, welche Unterwäsche ich anziehe, denn bei der Operation wird man mich in Unterwäsche sehen. Sicher … völlig irrational aber dennoch, wie ein Penner mag ich nicht herumlaufen. Aber den sexy Leder Tanga muss ich auch nicht gerade anziehen. 😉 Irgendetwas dazwischen wäre ganz gut. Habe ich so etwas überhaupt? Ah, das schwarze Unscheinbare, das wird´s wohl tun, also ziehe ich das an.

6:00 Uhr. Wir sind sehr gut durchgekommen, es war zwar doch einiges an Verkehr, aber insgesamt gab es keine Staus. Um 6:00 Uhr rufen wir mit dem Handy zu Hause unseren Sohn an, damit er das Aufstehen nicht vergisst. Heiko muss ja heute alleine zur Schule gehen und da ist es nicht sicher, dass er das Aufstehen ohne Erinnerung alleine schafft. Ihr könnt jetzt sagen:“Ist doch nichts Besonderes! Mein Kind steht immer alleine auf.“ Mag sein, unser Sohn steht aber immer zusammen mit der Mama auf, weil beide gleichzeitig das Haus verlassen.

Ankunft in der Augenklinik

Ich stehe jetzt im Krankenhaus vor dem so genannten Stationsstützpunkt im ersten Stockwerk und schaue aus dem Fenster. Es regnet ziemlich stark. 6:16 Uhr … hier ist aber noch keiner, also muss ich warten. Anmelden soll ich mich zwischen 6:30 Uhr und 6:45 Uhr, dann schauen wir mal, einfach abwarten.


Kurz vor 7:00 Uhr hat man mir mein Zimmer gezeigt, das ich mit zwei anderen Patienten teile. Ursprünglich war es wohl mal für vier Patienten vorgesehen, wie man an der Anzahl der Spinds und der Anschlussleisten für die Krankenhausbetten erkennen kann. Das Zimmer ist recht groß. An einer Säule hängen drei Fernseher, jeweils zu den verschiedenen Betten ausgerichtet. Natürlich weiß ich noch nicht, wie das funktioniert, ob es etwas kostet, ob man Kopfhörer benötigt und wie man den Fernseher bedient. Die Frage ist auch, ob ich nach der Operation überhaupt fernsehen darf und kann. Das ist im Augenblick alles nebensächlich. Zwischen 7:00 Uhr und 8:00 Uhr kamen eine ganze Reihe von Patienten vor den Stationsstützpunkt und setzten sich auf dem Gang auf Stühle. Sie wurden wie am Fließband abgefertigt, für den Tag vorbereitet, untersucht oder so. Etwas später kamen ein paar sehr junge Ärzte … ich kann nicht genau sagen, ob es sich um Ärzte handelte oder um Studenten. Sie trugen zwar alle kleine Namens-Schildchen, aber hatte ich Lust, jedem und jeder auf die Brust zu starren? Im Augenblick jedenfalls nicht.

Bei einigen Patienten wurden Venen-Zugänge gelegt (Zur Ergänzung ein ausführliches YouTube-Video). Ein älterer Mann saß genau neben mir. Er bekam einen Zugang, da ist das Blut rausgelaufen bis auf den Stuhl hinunter, so dass der Arzt oder Student das gleich wieder wegputzen musste. Ich dachte nur: „Naja!“ Bei mir hat glücklicherweise ein anderer Arzt den Zugang gelegt. Da gab es keine Probleme. Es ging schnell und sauber. Der andere Arzt oder Student, also der mit dem Blutbad, sagte zum Patienten, er wüsste auch nicht, wofür dieser Zugang wäre, eigentlich wäre es völliger Schwachsinn. Der Zugang wäre für den Fall, dass man eine Vollnarkose geben müsste oder etwas Unvorhergesehenes passierte, aber das wäre noch nie vorgekommen und deswegen wäre dieser Zugang „Schwachsinn“. Ich konnte noch einen weiteren Vorfall beobachten. Da wurde auch ein Zugang gelegt und es floss wieder Blut, nicht viel, aber es tropfte so ein bisschen raus. Für mich sah das nicht sehr professionell aus. Außer bei mir, ich hatte Glück. Sehr hygienisch finde ich das hier auf dem Gang sowieso nicht.

Eine junge, recht ruppige Ärztin kam zwischendurch aus dem Ärztezimmer auf den Gang und rief einen Patienten mit seinem Namen auf. Er meldete sich, bekam dann aber nur zu hören:“Sie können sich wieder hinsetzen!“ Sie rief einen anderen Herrn mit seinem Namen auf und wieder hieß es:“Ja, Sie können sich auch wieder hinsetzen.“ Danach verschwand sie im Ärztezimmer und wir schauten uns alle fragend an. Welcher Film lief denn hier?

Irgendwann hörte ich ein leises „Herr Säffke“ aus dem Ärztezimmer, gedämpft durch eine schwere Tür, die nur einen kleinen Spalt aufstand. Zunächst war ich mir unsicher, ob ich gemeint war, ging dann aber doch in das Ärztezimmer und fragte:“Ja, bitte?“. Und dann ging es los. „Setzen Sie sich da hin!“ „Kinn auf die Mulde! Stirn gegen das Stirnband! Auf mein linkes Ohr schauen.“ Der Ton war ziemlich grob. Ein anderer Patient nannte ihren Ton später unabhängig von diesem Vorfall „militärisch“.

Vielleicht mochte sie ihren Job oder das frühe Aufstehen nicht, vielleicht mochte sie die Patienten nicht. Aber mit einem Lächeln und einem fröhlichen „Guten Morgen!“ hätte sie sich und den Patienten, die sicher auch nicht besonders gut drauf waren, den Tag versüßen können. Lernt man so etwas in einem Medizin-Studium nicht? Ihren Namen habe ich mir gemerkt, nenne ihn hier natürlich nicht. Eine Übersicht über alle Mitarbeiter der LMU Augenklinik gibt es auf der Seite Wissenschaftliche und ärztliche Mitarbeiter.

Anschließend musste ich wieder draußen auf dem Gang warten, bis mich der Oberarzt und Operateur Dr. Wolf untersuchte. Für die Untersuchung des Augenhintergrunds war die Pupille meines Auges mit Tropfen weit geöffnet worden. Dr. Wolf meinte, dass er die Netzhaut mit einer Plombe von außen anlegen wollte. Er bevorzugte diese Methode gegenüber einer Behandlung von innerhalb des Auges, bei der vorher der Glaskörper entfernt werden musste. Der Grund war, dass sich bei der Vitrektomie nach einer gewissen Zeit die Linse eintrüben würde (Grauer Star oder Katarakt), die dann in einer weiteren Operation durch eine künstliche ersetzt werden müsste. Weiter sprach er die Frage der Narkose an, denn die Operation konnte sowohl in Vollnarkose als auch mit lokaler Anästhesie des Auges durchgeführt werden. Er wirkte so, als ob er lieber eine Vollnarkose machen wollte, hat dann aber doch die lokale Narkose angeboten und da habe ich dann auch zugesagt. Das ist mir lieber, denn dann liege ich hinterher nicht so lange rum, sondern bin relativ schnell wieder aktiv, wenn´s denn geht. Ja, das war ein Kurzgespräch mit ihm.

Danach saß ich wieder auf dem Gang, bis die junge Ärztin mich erneut aufrief, um mich über die Risiken der Operation aufzuklären. Ich sollte einen Zettel unterschreiben, den ich wegen meines Zustands praktisch nicht lesen konnte bzw. durfte. Die Aufklärung dauerte ca. 8 bis 10 Sekunden. Die Ärztin sagte:“Naja, das sind halt die üblichen Risiken wie Infektion, wie eine erneute Ablösung der Netzhaut … „. Ich sollte das unterschreiben und das war´s dann schon mit der ausführlichen Aufklärung.

Wieder raus auf den Gang und wieder warten.

Später ging sie mit mir zur Topographie (oder war es doch Topologie?). Da wird wohl, wenn ich das richtig verstanden habe, die Hornhaut vermessen. Wenn ja … keine Ahnung, warum die das brauchten.

Leider zeigte sich auch hier die Unsensibilität der Ärztin. Ich meine, wir reden hier von einer Augenklinik, in der die Patienten meist sehbehinderrt sind. Darauf nahm sie allerdings keine Rücksicht, sondern sprintete die Treppen runter, als ob es unten Freibier gäbe. Ich kam natürlich nicht so schnell hinterher, weil ich stärker als sonst auf die Stufen achten musste, graue Steinstufen. Meine Ärztin drehte sich nicht um und wähnte mich wohl stets direkt hinter sich.

Nach der Topographie bekam ich meine Patientenakte in die Hand gedrückt und sollte mich ins Zimmer 49 zur stationären Aufnahme begeben. Zack, weg war sie. Ich fand das Zimmer auch ohne ihre Hilfe. Die Dame in Zimmer 49 war angenehm freundlich und hat meine Daten erneut aufgenommen (wurde ja am Freitag in der Ambulanz schon alles erledigt, aber gut … vielleicht hat sich ja über Nacht mein Name geändert … keine Ahnung).

Dabei sah ich, dass meine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung bereits ausgefüllt in der Akte lag. Ich bin jetzt erstmal bis zum 14. November krankgeschrieben.

So, danach bin ich zurück in die 1. Etage gestiegen, sollte die Akte wieder bei diesem Stationsstützpunkt abgeben. Das tat ich dann auch und bin dann in mein Zimmer gegangen. Dort wurde mir gesagt, ich müsste mich sofort für die Operation umziehen, also bis auf die Unterhose ausziehen, Operationssocken und ein dünnes Hemdchen anziehen. Prima, dachte ich, gleich geht es los. Jetzt liege ich hier mit diesem dünnen Hemdchen und warte.


Warten auf die Operation

Inzwischen ist es 10:30 Uhr und ich bin momentan allein im Zimmer, kann also wieder ein paar Notizen diktieren. Einer der drei Patienten in meinem Zimmer hat heute Morgen das Krankenhaus verlassen, schwupps ist auch schon wieder ein neuer da, der wohl morgen seine Operation haben wird.

Zwischendurch kam der Arzt herein, den ich bereits auf dem Gang vor dem Stationsstützpunkt beobachtet hatte und legte dem neuen Patienten einen Zugang. Auch diesmal lief nicht alles optimal ab. Ich habe es nicht direkt beobachtet, sondern nur seine Kommentare und die des Patienten gehört. Anscheinend hat er wohl mehrere Versuche gebraucht. Dafür hat er sich dann schon selber entschuldigt. Es läge an ihm und er hätte noch nie so große Schwierigkeiten gehabt. Finde ich sehr merkwürdig. Gut, dass der nicht an meinem Arm war.

Zu essen bekomme ich nichts, weil erst die Operation stattfinden muss. Angeblich sind von 9:00 Uhr bis 10:00 Uhr schon bereits fünf oder 6 Patienten operiert worden. Ich allerdings noch nicht. Ich weiß auch nicht, wie viele Ärzte überhaupt operieren, ich habe ja nur Dr. Wolf kennengelernt.

Zwischenzeitlich kam eine adrett gekleidete Dame ins Zimmer und nahm von den Patienten Essensbestellungen auf. Das war der Hammer! Sie fragte alle erdenklichen Optionen ab wie Semmeln, Mischbrot, Roggenbrot, mit Honig oder Marmelade, möchtest du Käse oder Aufschnitt? Was möchtest du zum Mittagessen haben? Möchtest du Fleisch haben, vielleicht Bratwürste? Man konnte genau festlegen, was man mittags, abends und morgens essen wollte. Das habe ich so noch nie erlebt in einem Krankenhaus. Naja, soviel Erfahrungen mit Krankenhäusern hatte ich ja auch wieder nicht. Die letzten 20+ Jahre war ich nie in einem. So ist mein Essen jetzt erst einmal vorgeplant. Ich konnte natürlich nicht genau angeben, wie lange ich in der Augenklinik bleibe. Momentan ging ich von Mittwoch oder Donnerstag aus. Heute war Montag.

Das Zimmer ist recht geräumig, ich habe einen Blick auf herbstlich belaubte Bäume im Innenhof. Wir haben hier eine Toilette mit Dusche direkt im Zimmer. Die Fernseher hatte ich schon erwähnt. Dann gibt es natürlich auch ein Telefon, was ich nicht brauche. Jeder hier hat sein Handy dabei. Offensichtlich sind Handys erlaubt. An der Decke sehe ich noch einen WLAN Access Point, womit man wahrscheinlich sogar ins Internet käme. Ich weiß aber nicht, ab wann ich wieder lesen darf. Vor der Operation erst mal sowieso nicht, und wie das nach der Operation aussieht, muss ich erst noch abklären. Das iPad habe ich gar nicht erst mitgenommen. Es macht ja nur Sinn, wenn ich lesen darf. So sieht es momentan aus.


Die Operation – Behandlung der Netzhautablösung

So, inzwischen habe ich meine Operation hinter mir. Es wurde dann doch 15:00 Uhr. Sie war wie erwartet recht lang (ca. 45 Minuten) und recht kompliziert oder komplex, auch anstrengend für mich. Gegenüber von meinem Zimmer gibt es einen kleinen Aufenthaltsraum, der gut beheizt ist. Da stehen ein paar Stühle und Tische herum. Guter Platz, um in Ruhe meine Sprachnotizen zu machen.

Gott sei Dank bin ich doch noch in den Genuss eines Abendessen gekommen, so dass ich heute wenigstens einmal gegessen habe. Dazu trink ich jetzt literweise irgendeinen Kräutertee. Pfefferminz, glaube ich. Bisschen dünn.

Ja, die Operation … ich wurde in diesem komischen dünnen Hemdchen in einem Stuhl in den Operationssaal geschoben. Die fünf Operationssäle befinden sich im zweiten Stock. Es gab einen Aufzug. Ich durfte nichts mitnehmen, keinen Schmuck, keine Uhr, keine Brille. Der Grund ist wohl, dass im Falle einer Reanimation mit einem Defibrillator alle Metallgegenstände heiß werden und die Haut verschmoren. Ich bin nicht sofort in einen Operationssaal geschoben worden, sondern wurde zunächst im Gang vor den Räumen auf die Operation vorbereitet. Dazu habe ich mich auf eine Liege gelegt, wurde zugedeckt und bekam EKG-Elektroden auf die Brust gedrückt. Zusätzlich gab es noch einen Fingersensor zur Messung der Pulsfrequenz. Nun kam das Auge dran. Es wurde mit irgendeiner Flüssigkeit geradezu geflutet. Jetzt wieder warten …

Ich bat um irgendein Beruhigungsmittel, um eine LMAA-Tablette, weil ich mich doch sehr unruhig fühlte. Da hieß es aber, dies müsste mit dem Doktor besprochen werden. Letztendlich bekam ich nichts.

10 oder 15 Minuten lag ich jetzt wieder herum, dann kam der Operateur Dr. Wolf und sprach kurz ruhig mit mir. Nun ging es mit der Betäubung des Auges weiter. Dazu wurde in das untere Augenlid weit in die Augenhöhle hinein unter dem Augapfel ein Betäubungsmittel gespritzt. Leider war das sehr unangenehm. Es tat nicht wirklich weh, aber es war kein schönes Gefühl. Die zweite Spritze war schon leichter zu ertragen, weil die Betäubung bereits wirkte. Dr. Wolf beruhigte mich, dass ich damit das Schlimmste hinter mir hätte, der Rest wäre ein Kinderspiel. Im Nachhinein muss ich sagen, dass das nicht so war. Ich fand es schlimm, ich fand es nicht leicht zu ertragen, aber Schmerzen hatte ich natürlich keine. Unter dem Tuch, unter dem ich lag, wurde es sehr warm. Nachdem ich den ganzen Tag nichts gegessen hatte, kämpfte ich zweimal während der Operation mit Kreislaufproblemen. Mir wurde ganz schwummerig. Der Vorteil der lokalen Anästhesie war natürlich, dass ich die ganze Zeit bei klarem Bewusstsein war und nicht irgendwie weggedämmert bin. Während der Operation war ich öfter verkrampft und versuchte dann, die Verkrampfungen durch bewusstes Atmen zu lösen.

Das Auge hatte ich während der Operation nicht unter Kontrolle. Das wäre auch ziemlich blöd gewesen, denn es wurde ja daran herumgestochen und herumgedreht. Mit dem rechten Auge schaute ich immer schön geradeaus nach oben … leider war da nur das Tuch. Gesehen habe ich also nicht viel. Vor der Operation habe ich mir das ziemlich gruselig vorgestellt, wenn jemand am Auge herumschneidet oder -sticht. Viel war aber nicht zu spüren und weh getan hat es schon gar nicht. Mehr als rote oder graue Schlieren konnte ich nicht sehen. Davor muss sich niemand fürchten.

Videos aus der Sicht des Operateurs sehen ziemlich gruselig aus (auf Englisch):

Noch etwas besser erkennt man in dem folgenden Video, was bei der Operation passiert (auf Deutsch):

Nach der Operation – Ausruhen oder doch nicht?

Die Operation verlief wohl ohne Komplikationen. Es wurde eine Plombe von außen auf das Auge aufgenäht. Die Netzhaut liegt allerdings nicht komplett richtig an. Das soll sich in den nächsten Tagen einstellen, deswegen muss ich mich auch immer auf die linke Seite legen, weil sich dann die Netzhaut wohl noch besser anlegen soll.

Nach der Operation erwartete mich der nächste Hammer. Ich wurde in mein Zimmer gebracht und die Dame, die mich auf dem Stuhl zurückgeschoben hatte, informierte mich dann über eine Liegeanweisung: laut Operateur müsste ich mich strikt auf die rechte Seite legen. Ich erwiderte, dass der Doktor mir gesagt hatte, ich sollte mich strikt auf die linke Seite legen, was auch viel logischer wäre. Die Dame meinte dann, sie würde sich aber schon an die Akte halten. Ich bat sie, das doch bitte zu klären. Das sah sie allerdings nicht als ihre Aufgabe an und verwies mich deswegen an die Stationsschwester, die am nächsten Morgen wieder da wäre. Nur … der nächste Morgen war mir zu lang, weil ich ja heute Nacht schon auf einer Seite liegen sollte. Und vorsätzlich wollte ich das Operationsergebnis nicht gefährden. Also bin ich dann nochmal aufgestanden und im Haus herumgerannt. Der Stationsstützpunkt war inzwischen nicht mehr besetzt. Ich traf auf eine andere Mitarbeiterin. Sie verwies mich an die Teeküche ganz hinten am Ende des Ganges. Kurz davor wurde ich von einer Krankenschwester abgefangen, die mich argwöhnisch nach meinem Begehr fragte. Ich meinte, ich wollte Schwester Martina sprechen. Das war die Stationsschwester, die sich hier vormittags um alles gekümmert hatte. Sie guckte mich an und meinte, eine Schwester Martina gäbe es hier nicht. Da guckte ich mit einem Stirnrunzeln zurück und sie fühlte sich veranlasst zu ergänzen:“Glauben Sie mir, ich kenne die Schwestern hier, aber worum geht es denn?“ Ich sagte ihr, dass ich klären wollte, ob ich auf der rechten oder auf linken Seite schlafen musste. Sie sagte, das wäre wohl schon geklärt. Anschließend verschwand sie in der Teeküche, hat dort mit jemandem Rücksprache gehalten, kam wieder heraus und sagte:“ Ja, so wie der Doktor das gesagt hat.“ Also auf der linken Seite. Mit anderen Worten: die haben das Thema inzwischen geklärt, mich allerdings nicht informiert. Aber gut, ich bin ja jetzt hier herumgerannt und habe mich selber darum gekümmert.

Das nächste ist: es gab heute ja einen Patientenwechsel. Anscheinend wurden die Handtücher nicht ausgetauscht und für den dritten Patienten, das bin ich, hing überhaupt kein Handtuch am Haken. Jetzt bin ich also erneut losgetigert und habe mich um ein Handtuch bemüht, was mir auch natürlich gelang. So, jetzt weiß ich auch, wo der Raum mit den Handtüchern ist. Beim nächsten Mal gehe ich da gleich selber hin und versorge mich. Der Raum ist nämlich nicht abgeschlossen, jedenfalls momentan nicht.

Klären konnte ich inzwischen auch, wie das hier in der Augenklinik mit dem Fernseher und mit WLAN abläuft. Man muss sich aus einem Automaten eine Karte für 20 € ziehen. Auf der Karte sind alleine schon sieben Euro Pfand. Mit anderen Worten hat mann dann noch ein Guthaben von 13 €. Wenn man das nicht verbraucht, wird es aber zurückgezahlt. Diese Telefonkarte muss man in sein Telefon stecken, um telefonieren zu können. Das kostet 1,30 Euro Grundgebühr. Für die Nutzung des WLAN werden pro Tag weitere 2,50 Euro fällig. Für das Fernsehen benötigt man einen Kopfhörer. Pro Tag kommen weitere 2,05 Euro für das Fernsehen hinzu. Eine Info-Broschüre in einer Schublade gibt leider nur zwei wählbare Kanäle an. Die Auswahl ist also mäßig. Ich bin im Moment noch nicht so weit, dass ich mir diese Karte wirklich kaufe. Auf der anderen Seite darf ich auch nicht lesen, kann also nur Musik, Hörspiele oder ein Hörbuch hören, also alles mit Hören, nichts mit Sehen. Das ist auf die Dauer sehr langweilig, aber heute Abend werde ich sowieso schnell einschlafen, da ich ja bereits um halb fünf aufstehen musste.

Ich gehe davon aus, dass mein Auge, das linke Auge natürlich, relativ schnell anfangen wird zu schmerzen. Während der Operation musste es vom Arzt verdreht werden. Es wird also sicherlich mehrere Tage lang sehr weh tun. Die Sehleistung wird am Anfang miserabel sein. Hoffen wir mal, dass es sich bessert. Tja, wie hoch die Sehleistung am Ende sein wird, weiß ich nicht. In meinem Zimmer ist ein anderer Patient, der schon drei Operationen wegen der Netzhaut am selben Auge hinter sich hat. Seine Sehleistung beträgt 30%. Das ist natürlich im Grunde nicht der Rede wert. Mein Zimmergenosse hatte allerdings auch eine Operation, bei der das Auge aufgemacht wurde. Der Glaskörper wurde entfernt, das Auge dann mit einer Kochsalzlösung und Gas gefüllt und später wurde das Augenwasser durch Silikonöl ersetzt. Jetzt war er hier, weil das Silikonöl wieder abgesaugt werden sollte. Eine Sehleistung von 30% ist natürlich nicht unbedingt das, was man sich so vorstellt. Auf der anderen Seite habe ich keine andere Möglichkeit, als zufrieden zu sein, dass ich auf dem linken Auge nicht blind bin. Nur, wie sich das in Zukunft mit der Arbeit am Computer, mit dem Lesen, Autofahren usw. darstellen wird, ist mir im Moment noch ein vollkommenes Rätsel. Es gibt aber genug Menschen, die auch mit einem Auge gut klarkommen. Ich kann mir das aber im Moment nur sehr schwer vorstellen.

Und nun werde ich schlafen … ausschließlich auf der linken Seite.


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