HSU Probe in der 4. Klasse

Wie seit jeher wird in der Schule das gelernte Wissen mit Hilfe von Tests überprüft, bei uns in der Grundschule „Probe“ genannt. Für den Übertritt in die weiterführenden Schulen ab der 5. Klasse ist der Durchschnitt aus den Noten in Deutsch, Mathematik und „Heimat und Sachkundeunterricht“ (HSU) wichtig. Dementsprechend hoch ist auch der Druck auf die Kinder, gute Noten in den Proben zu erreichen. Allgemein anerkannt ist, dass dieses Schulsystem für unsere Kinder nicht unbedingt das beste ist, um sich zu selbstständigen, lernwilligen und mit gutem Allgemeinwissen ausgestatteten Menschen zu entwickeln.

Am 11. Dezember musste mein Sohn eine HSU Probe schreiben. Entsetzt und niedergeschlagen waren wir, als wir uns den dafür zu lernenden Stoffumfang ansahen. Nur schnell als Liste:

Ärgerlicherweise ist das vermittelte Wissen unvollständig (die Wörnitz gilt zum Beispiel ebenfalls als Zufluss zur Donau, wurde aber im Unterricht nicht gelernt). Ein paar einfache Tests mit unserem Sohn zeigten uns bereits viele Tage vor der Probe, dass wir als Eltern zur intensiven Nachhilfearbeit gezwungen waren. So musste Heiko fast zwei Wochen lang jeden Abend nach der Schule noch ein bis zwei Stunden mit uns üben. Da hatte er aber schon immer einen langen Tag in der Schule und die danach zu erledigenden Hausaufgaben hinter sich. Für Sport und Spiel blieb in dieser Zeit leider nur sehr wenig Zeit, und nicht nur einmal war unser Sohn den Tränen nahe. Wir haben uns natürlich alle Mühe gegeben, den Nachhilfeunterricht mit ihm entspannt und ruhig zu gestalten. Leider war der zu bändigende Stoff derart, dass es auf ein bloßes Auswendiglernen hinauslief, denn einen Bezug zum Beispiel zwischen Spanien und Portugal konnte er noch nicht herstellen, so dass diese Länder eine Zeit lang an völlig verschiedenen Stellen Europas vermutet wurden.

Europa Karte

Europakarte


Wir nutzten Deutschland- und Europakarten, die wir aus dem Internet beschafften und so bearbeiteten, dass sie als leere Arbeitsblätter verwendbar waren.

Meine Hoffnung war, dass ein ständiges Wiederholen das Wissen festigen würde. Natürlich zeigte sich auch langsam der erwartete Erfolg.

Dennoch war die zur Verfügung stehende Zeit absolut nicht ausreichend, um das gesamte Wissen einzuprägen. Autokennzeichen, Wahrzeichen und Wappen mussten wir deswegen auslassen. Für uns als Eltern war es extrem belastend zu sehen, wie unser Kind unter dem schieren Umfang des Stoffs mehr und mehr zusammenbrach.

Das Problem war, dass selbst wenn nur eine einzige Frage zu einem Wahrzeichen in der Probe käme, dennoch praktisch alle Wahrzeichen gelernt werden mussten. Es nützte ja nichts, wenn man 90 Prozent der Wahrzeichen kannte, die eine gestellte Frage aber nicht beantworten konnte. Dasselbe galt natürlich für alle anderen Themenkomplexe.

Wir haben unseren Sohn am Ende sehr für sein Durchhaltevermögen gelobt und ihm erklärt, dass die Note für uns völlig bedeutungslos sei. Wichtig sei nur, dass er sich gut vorbereitete.

Mein Verständnis von einer Grundschule ist nicht, dass die Schüler im Unterricht nur den zu lernenden Stoff genannt bekommen, um ihn anschließend zu Hause mit den Eltern zu lernen. Mir ist bewusst, dass die Möglichkeiten der Lehrer bei der Stoffauswahl und bei der individuellen Förderung der Kinder nach wie vor äußerst beschränkt sind, dennoch bin ich der Meinung, dass der Job eines Lehrers der ist, unseren Kindern auf altersgerechte Weise Wissen zu vermitteln (neben all den persönlichkeitsbildenden Aspekten selbstverständlich). Dafür werden Lehrer ausgebildet und dafür werden sie bezahlt. Es kann einfach nicht sein, dass Eltern neben Beruf und Haushalt diesen Job auch noch übernehmen müssen.

Gereicht hat die intensive Vorbereitung für eine 3. Es gab allerdings auch Einsen und Zweien in der Klasse, was mich sehr überraschte. Auf der anderen Seite war nach meinem Empfinden die Anzahl der schlechteren Noten ungewöhnlich hoch bei dieser Probe. Im Gespräch mit anderen Eltern ergab sich später, dass wir nicht die Einzigen waren, die diese Probe als unverhältnismäßig umfangreich ansahen.

Wie sah nun die Probe aus?

Grafik zu Aufgabe 1 der HSU Probe in der 4. Klasse

Umrisskarten von Deutschland und Bayern in Aufgabe 1

In der ersten Aufgabe mussten je eine grobe Karte von Deutschland und eine von Bayern benannt werden. Obwohl die beiden Karten nur in sehr schlechter Qualität vorlagen, stellte dies keine große Herausforderung dar.

2) Danach musste in der zweiten Aufgabe das Wappen von Bayern beschrieben und erklärt werden. Vom Wappen gab es eine grobe Schwarz-Weiß-Zeichnung, in der insgesamt fünf Bestandteile mit Pfeilen markiert waren. Die markierten Bereiche sollten kurz erläutert werden.
Dieses Thema hatten wir bei der Vorbereitung ausgeklammert. Dennoch gelang es meinem Sohn, von 6 Punkten noch 2,5 zu bekommen

3a) In der nächsten Aufgabe wurde es schlimm! Wir haben uns mittlerweile ja daran gewöhnt, dass die Schule offensichtlich nicht in der Lage ist, vernüftige Kopien als Arbeitsmaterialien anzufertigen. Wenn dies aber so aussieht wie im folgenden Bild, dann wundert es mich nicht, dass ein Kind damit Schwierigkeiten hat (und dieses Bild ist bereits vergrößert dargestellt):

Scan eines Puzzle Teils aus Aufgabe 3a

Scan eines Puzzle Teils aus Aufgabe 3a


Wenn ich mir das Bild so ansehe, würde ich vermuten, dass mein Scanner eine Macke hat. Dem ist aber nicht so, die Grafik ist wirklich dermaßen schlecht.
Von diesen Umrisskarten gab es genau 5. Auf ihnen wurde jeweils einer der sieben Regierungsbezirke Bayerns dargestellt. Zusätzlich waren mehrere wichtige Städte in die Karten eingezeichnet. (Das Bild in Aufgabe a) zeigt übrigens Mittelfranken mit Ansbach als Regierungssitz. Ist doch ganz einfach, oder etwa nicht?)
Die Aufgabe bestand darin, unter das Bild den Namen des Regierungsbezirkes zu schreiben und die Landeshauptstadt einzukreisen.
Das waren
a) Mittelfranken mit Ansbach
b) Oberfranken mit Bayreuth
c) Schwaben mit Augsburg
d) Oberpfalz mit Regensburg
e) Unterfranken mit Würzburg
Oberbayern und Niederbayern kamen nicht vor.

Mein Sohn hat nicht eine einzige Hauptstadt eingekreist, was entweder daran gelegen haben konnte, dass er die Aufgabe nicht vollständig verstanden oder dass er schlichtweg keine Stadt-Bezeichnungen auf den Kartenstücken erkannt hatte. Leider war auch die Benennung der Regierungsbezirke nur teilweise richtig. Hätte man ihm eine Bayernkarte mit den Umrissen der Regierungsbezirke vorgesetzt, hätte er alle richtig benennen und zuordnen können. Davon bin ich überzeugt!

3b) Die nächste Aufgabe baute auf der letzten auf. Nun gab es tatsächlich eine Bayernkarte mit den 7 Regierungsbezirken im Umriss. In jedem war ein kleines weißes Feld, in das der entsprechende Buchstabe des Puzzle-Teils aus der letzten Frage einzutragen war. Zwei Bezirke waren mit einem Buchstaben vorbelegt, da in der letzten Aufgabe nur 5 Bezirke abgefragt worden waren. Diese beiden Regierungsbezirke sollten in einer kleinen Tabelle zusammen mit ihrer jeweiligen Hauptstadt benannt werden. Die beiden vorbelegten Buchstaben konnte Heiko einwandfrei benennen. Auch die Hauptsädte stellten keine Hürde dar.

Anders verhielt es sich mit den Puzzleteilen. Hier ging es einzig und alleine darum, die Puzzleteile richtig einzufügen. Es sollte also in jedes kleine weiße Feld der Buchstabe des entsprechenden Teiles aus Aufgabe 3a) eingetragen werden.

Jetzt mag man meinen, dass in HSU nicht gepuzzelt wurde, deswegen hat mein Sohn auch nicht die Teile richtig eingeordnet, sondern hat sich an den Bezeichnungen orientiert, die er unter den Teilen eingetragen hatte. So wanderte das Teil, das er als Oberpfalz (falsch) identifiziert hatte, zwar in der Bayernkarte an die richtige Stelle, war aber trotzdem falsch, da er das falsche Puzzleteil benannt hatte.

War das verständlich?

Also: er hatte unter Teil b) „Oberpfalz“ geschrieben. Richtig wäre d) gewesen.

In Aufgabe 3b) hat er in das weiße Feld b) „Oberpfalz“ eingetragen, wo eben auch die Oberpfalz hingehört. Die Oberpfalz war also richtig eingeordnet.

Allerdings hätte er dort ja das Teil d) eintragen müssen, was für ihn aber „Unterfranken“ und damit falsch war.

Es ging aber gar nicht darum, in der Bayernkarte die Regierungsbezirke richtig einzuordnen, sondern die Puzzleteile.

Wer also in 3a) einen Fehler machte, musste zwangsläufig auch in 3b) einen Fehler machen, eine Art Folgefehler. Denn wieso sollte jemand das Teil d) „Unterfranken“ (falsch!) an die Position der Oberpfalz einsetzen?

Also wieder kein Punkt, obwohl die Lage richtig war, und darauf kam es ja an und nicht darauf, richtig zu puzzeln. Leider hat er den Umkehrschluss von dieser Aufgabe auf die letzte nicht mehr hinbekommen. Er hätte nun nachschauen können, welches Puzzleteil an die Stelle „Oberpfalz“ passt und die Benennung dementsprechend korrigieren können. Das lag auch daran, dass die beiden Aufgaben auf verschiedenen Seiten der Probe standen. Diese blöde Puzzelei hätte man sich schenken können.

Scan von den Aufgaben 4 bis 6

Scan von den Aufgaben 4 bis 6


4) In Aufgabe 4 mussten auf einer Deutschlandkarte, die sämtliche Bundesländer im Umriss enthielt, vier vorgegebene benannt werden. Das hatten wir bis zum Erbrechen geübt. Ergebnis: Null Fehler!

5) Auch Aufgabe 5 wurde fehlerlos bewältigt. hier ging es darum, in einer Tabelle mit den Spalten Bundesland, Landeshauptstadt und Bezugsnummer (zur Deutschlandkarte der letzten Aufgabe) leergelassene Felder auszufüllen.

6) In der nächsten Aufgabe 6 wurde abgefragt, was Stadtstaaten sind und welche es in Deutschland gibt. Wieder Null Fehler. Geht doch!

7) In Aufgabe 7 mussten 5 Nachbarländer von Deutschland aufgezählt werden. Heiko benannte alle neun und hatte die Aufgabe damit überperfekt gemeistert. Einen Bonuspunkt gab es dafür aber leider nicht.

Scan von Aufgabe 8

Scan von Aufgabe 8


Aufgabe 8 wurde dann wieder schwierig. Es wurden 12 Aussagen gemacht, die als „wahr“ oder „falsch“ markiert werden sollten. Hier tauchte nun genau die weiter oben beschriebene Schwierigkeit auf, dass die Schüler den ganzen Stoff abrufbereit haben mussten, damit sie Aussagen richtig bewerten konnten. Das konnte nur schief gehen, da wir mit unserem Sohn aus Zeitgründen bewusst nicht alle Lerninhalte geübt hatten. Heiko hat sich hier dennoch überraschend gut geschlagen.

9) In der letzten Aufgabe ging es darum, zu sechs vorgegebenen europäischen Ländern die Hauptstädte zu benennen. Hier hatte Heiko ebenfalls wieder null Problemo, also keinen einzigen Fehler. Als Hinweis auf die Qualität der eingesetzten Vorlagen mag die Tatsache dienen, dass das europäische Land „Niederlande“ dort mit „Holland“ bezeichnet wurde. Die Kinder mussten die Länderbezeichnung nach Aufforderung durch die Lehrkraft selber ausbessern.

Wenn ich sehe, was in der Grundschule als wichtiges Wissen angesehen wird, dann stellen sich mir die Haare auf. Die Schulzeit wurde um 1 Jahr auf maximal 12 Jahre verkürzt, so dass noch weniger Zeit bleibt, dem Kind all das beizubringen, was es für ein erfolgreiches Erwachsenenleben in unserer sozial meist kalten Gesellschaft benötigt. Dennoch bleibt immer noch Zeit, sich mit so Themen wie der genauen Analyse eines bayerischen Wappens zu beschäftigen. Wer das später wirklich einmal benötigt, muss eh in der Wikipedia nachschauen. Kein Mensch merkt sich das länger als bis zur nächsten Probe, es sei denn, er ist Heraldiker.

Kein Mensch muss das Autokennzeichen von Moldawien kennen.

Kein Mensch muss wissen, dass die Altmühl in die Donau fließt, es reicht völlig aus, sich mit den längsten Flüssen der Welt oder meinetwegen auch mit den längsten Flüssen Deutschlands zu beschäftigen (die Donau ist der drittlängste Fluss Deutschlands, aber die Nebenflüsse sind nicht wirklich wichtig). Wir haben einfach keine Zeit mehr für solche Lerninhalte. Natürlich kann man darüber streiten, was zur Allgemeinbildung gehören sollte und was nicht. Man muss dabei aber immer berücksichtigen, dass für die Vermittlung des immer weiter anwachsenden Berges an Wissen nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung steht, ja sogar eine kürzere Zeit als sie uns Eltern zur Verfügung stand.


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Und ein spezieller Buch-Tipp „Ich hab eine Eins! Und Du?: Von der Notenlüge zur Praxis einer besseren Lernkultur“, der aufzeigt, was man tatsächlich von Noten halten sollte.


Update 14. Oktober 2013:
Da das Interesse an diesem Artikel sehr groß ist, habe ich ihn um ein paar weitere Grafiken und Formulierungen ergänzt. Jetzt nach fast vier Jahren empfand ich den Artikel teilweise als schwer verständlich.

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16 Kommentare
  1. […] Umfang an relativ abstrakten Inhalten. Dazu habe ich in meinem Blog schon mal etwas geschrieben: HSU Probe. Für dieses Fach lernten wir entsprechend recht intensiv für die Proben. Schlechte Kopien der […]

  2. Peter Dachgruber sagt:

    Liebe Eltern,

    sagt uns Lehrer/innen doch, was ihr haben wollt.
    Stimmt vielleicht das Bonmot:
    „Aufs Gymnasium sollen nur die geeignetsten Kinder gehen ….
    und natürlich meine.“ … ?

    Wir Lehrer/innen haben leider den Auftrag durch das Schulsystem erhalten, eure Kinder – die wir sehr gern mögen – durch Ziffernnoten in wenigen nachprüfbaren Bereichen dahingehend zu beurteilen, ob sie gelerntes Wissen wiedergeben, anwenden und abstrahieren können. Von emotionaler Reife, freundlichem Umgang miteinander, Bereitschaft zum Lernen und den vielfältigen Hindernissen das Leben zu meistern, dürfen wir nur sehr begrenzt berichten.
    Denn – wenn ihr ganz ehrlich seid – ihr habt daran auch kein großes Interesse, solange eure Kinder zumindestens in die Realschule übertreten dürfen.
    Jedesmal, wenn ich als Relilehrer bei höchst seltenen Elterngesprächen auch nur andeute, dass unsere Hauptschule ausgezeichnete Möglichkeiten der Persönlichkeitsentwicklung und einen geschützten Ruheraum mit individueller Förderung bei kleinen Klassen bietet -mit der Möglichkeit sogar Studienreife über die BOS zu erlangen, stoße ich auf heftigste Ablehnung. Lieber presst ihr eure Kinder in Gymnasial/Realschul/klassen mit 34 anderen Kindern ohne jedwede persönliche Zuwendung.
    Und von den 4. Klasslehrer/innen verlangt ihr, dass euer Kind so beurteilt wird, dass es in allen Proben so beurteilt wird, dass es in diese 35er-Meuten aufgenommen wird. Koste, was es wolle.
    Und leider führt das bei manchen von euch dazu, dass sie diese Lehrer/innen als natürliche Feinde betrachten. Da sind Fehler in Proben natürlich schnell per nWikipedia verifiziert und dann der/die Lehrer/in als Dummsdorfer abqualifiziert. Am Besten noch vor dem Kind. Hernach wundert man sich dann, warum der/die liebe Kleine rotzfrech jede Erziehung vergisst …

    Überlegt euch bitte, ob wir nicht zum Wohl eurer Kinder, die ihr uns anvertraut, zusammenarbeiten sollten, um den besten Weg für die Kinder zu finden.

    Der erste Schritt: Dieses unselige Selektionssystem mit Ziffernnoten in der Grundschule sollte abgeschafft werden! Kompetenzbeurteilungen und positive Lernfortschritte sind sehr viel hilfreicher – für alle Seiten.
    Der zweite Schritt: Unsere Kinder sollten so lange wie möglich gemeinsam unterrichtet werden. Mit Förderung einzelner Begabungen. Dazu gehören auch soziale, ethische und musische Kompetenzen.

    Übrigens: Wenn ihr euch Abituraufgaben anschaut: Da geht es auch nicht mehr um Kompetenzen, sondern um möglichst komplexe Fragestellungen. Genau derselbe Fehler im System, wie es bei den oben kritisierten HSU-Proben der Fall ist.
    Das System müsst ihr angreifen und ändern – nicht die Auswirkungen!

    Mit freundlichen Grüßen
    ein Relilehrer, der mit 1,66 auf Gymnasium ging, die 9. wiederholte und nach der 10.ten die FOS mit Ach und Krach schaffte, seine Diplomarbeit Relpäd mit 2,0 ablieferte und jetzt als pädagogischer Berater in politischen Gremien mitarbeitet.

    • VERA sagt:

      Dann hoffe ich, dass Sie das in politischen Gremien anbringen. Man passt sich als Eltern den Gegebenheiten an. Und ja, man würde gerne den geraden Weg für sein Kind, gebe ich zu.

  3. Martin sagt:

    Ich bin selbst Grundschullehrer und kann den Ärger mit diesem Unterricht und derartigen Proben gut verstehen. Mit forschendem Lernen und geografischer Grundlagenarbeit hat dies nichts zu tun.

  4. Clementina Culzoni sagt:

    Hallo Sven,
    du sprichst mir aus dem Herzen!!!! So weiss ich, dass ich nicht die einzige bin, dass es so 🙁 geht.

    Wollen wir für die Modernisierung der Lehrmethoden, für mehr pädagogischen Einsatz, etc, etc, eine Petition ans Kultusministerium übers Internet starten?!

    Schöne Grüße

    Clementina Culzoni

  5. Sven sagt:

    Hallo Clementina,

    für mich ist dieser Zug (Grundschule) inzwischen abgefahren. Mittlerweile ärgere ich mich ja mit den Lehrplänen und Lehrern an einem bayerischen Gymnasium herum. Mein Artikel wird von vielen Leuten gelesen. Vielleicht finden sich ja andere Betroffene, die sich dann direkt an dich wenden oder natürlich auch einfach hier einen Kommentar hinterlassen können.

    LG
    Sven

  6. Sylvia Hertl sagt:

    Lieber Sven,
    herzlichen Dank für diesen Artikel! Mein Mann, meine Tochter (4.Klasse) und ich sind seit 1 1/2 Wochen mit genau diesem Stoff am Lernen und alle fast den Tränen, ja, sogar fast dem Wahnsinn nahe!!!
    In 2 Tagen wird die Probe geschrieben und zu dem gesamten Europa-Deutschland-Stoff kam heute (!) auch noch Bayern mit den Regierungsbezirken und Hauptstädten…. 🙁
    Zu allem Übel hat die Lehrkraft eine völlig veraltete Europakarte ausgeteilt, auf der noch das gesamte Jugoslawien als ein Land drauf ist, die Tschechoslowakei ist als ein Land eingezeichnet, die Ukraine, Weißrussland ect. gibt es auf dieser Karte auch nicht…..Wie soll man da als Eltern seinen Kindern ordentlich helfen, wenn es in der Schule schon falsch erklärt wird???
    Dann der Zeit-Faktor. Wie bei Ihnen, sind auch mein Mann und ich Stunden lang mit unserer Tochter da gesessen und haben versucht diesen wahnsinnigen Stoff zu lernen. Ich hab eine unmenge an Zeit am PC verbracht um Karten, Listen ect rauszusuchen und auszudrucken. In dieser Zeit hat mein Mann versucht, unserer Tochter „Eselsbrücken“ zu geben…..und unsere zweite Tochter (6J.)? Musste sich die ganze Zeit selbst beschäftigen!
    Ich bin mal gespannt, welche Note unsere Emma schreibt. Jedenfalls haben wir ihr genau das gesagt, was sie Ihrem Sohn gesagt haben: die Note ist uns nicht so wichtig, Hauptsache sie bereitet sich gut vor und gibt ihr Bestes!
    Nun frage ich mich: wie sollen das 10-jährige Kinder aushalten, wenn es sogar uns als Erwachsene zu viel wird?

    LG, Sylvia.

  7. Manuela sagt:

    Hallo Sven, und alle Leserinnen und Leser,

    ich bin froh, dass es nicht nur mir so ergeht. Meine Tochter hatte auch HSU Probe über das gleiche Thema, wir haben 2 Wochen lang jeden Tag geübt, sie konnte wirklich alles perfekt – und dann kam die große Enttäuschung – eine 3 (ein halber Punkt hat zur 2 gefehlt!) meine Tochter war wieder mal so was von enttäuscht und hat schrecklich geweint, wir waren uns so sicher, dass es zur 2 reicht, aber unsere Lehrerin stellt immer den Anspruch, sie müsse Fragen wie am Gymnasium einbauen, bei denen man „weiterdenken“ muss. Ist das in anderen Schulen auch so, dass Lehrer den M-Zweig füllen wollen, indem sie den Übertritt so schwierig als nur möglich halten? Ich bin schon ziemlich verzweifelt, da es immer nur 1 oder 1/2 Punkt zur 2 ist, und somit wahrscheinlich gesamt gerechnet insgesamt aufs ganze Schuljahr 5 Punkte für den Übertritt fehlen.

    • VERA sagt:

      Hallo Manuela, erzwingen kann man den Übertretung nicht. Wenn das dann neun Jahre so weiter geht, geht es der Familie schlecht und das Kind wird mit dem Druck traurig, manche krank. Das isses nicht wert. Wenn es nix wird, wird Abi auf 2. Weg gemacht. Meine Freundin hat es am Gymnasium gemacht und unter dem Druck gelitten, wollte runter, ihr Bruder hat es auf 2. Weg gemacht und hatte ein entspannteres Schulwesen. Wenn mein Sohn das jetzt nicht glatt packt, werden wir ein glückliches Kind haben, dass sich nicht totschuftet. Sollte er aufs Gymnasium kommen, wird es knapp und wenn wir aber merken , dass er sich quält, werden wir es nicht erzwingen.

  8. VERA sagt:

    Es ist heute noch so! Die Lehrer reissen den Stoff kurz an und ich leiste als berufstätige zuhause das was die hochbezahlte verbeamtete Lehrkraft nicht tut. Und es ist echt ärgerlich, dass wir noch so einen Lehrer haben, der keine Hausaufgaben aufgibt. Alles machen wir Eltern! Wenn man es nicht macht, landet das Kind mit einem Dreierdurchschnitt auf der Mittelschule. Der Lehrer sagt aber wie intelligent er ist und es gibt ja auch gute Noten. Weil wir lernen. So denke ich mir, das Kind lernt von mir selbst zu lernen, denn auf dem Gymnasium geht’s doch straffer zu. Eigentlich ist die vierte Klasse die Vorbereitung auf die Zukunft. Eine harte Schüler Zukunft der nächsten hoffentlich neun Jahre.

  9. Wolf sagt:

    Hallo Sven,

    wenn man das liest, kommen einem wirklich die Tränen.

    Aber sicher nicht aufgrund der beschriebenen Probe, sondern beim Gedanken an das arme Kind, das stundelang gequält wird, damit die Eltern aufs Gymnasiums kommen …

    Und übrigens: wer alles besser weiß (vor allem, was in HSU zu behandeln ist und wie man richtige Proben stellt) sollte sich vielleicht auch einmal Gedanken über Urheberrechtsverletzungen machen. Eine Probe einzuscannen und im Internet zu veröffentlichen kann (und sollte) auch richtig teuer werden…

    • Sven sagt:

      Hallo Wolf,

      vielen Dank für deinen Kommentar! Das Thema ist ja für mich schon etwas länger her. Anhand der Abrufe dieser Seite kann ich aber erkennen, dass sich immer noch viele Eltern damit auseinandersetzen.

      Bist du persönlich denn der Meinung, dass die Themen in dieser HSU-Probe alle ihre Berechtigung haben und durchaus in einer 4. Klasse abgefragt werden sollten? Sind das deiner Meinung wirklich die wichtigsten Themen, mit denen sich unsere Kinder in dem Alter beschäftigen sollten, um gut für die Zukunft in unserer Gesellschaft vorbereitet zu sein? Ich selber habe da meine Zweifel. Und diese habe ich in meinem Artikel ausgedrückt. Besser weiß ich es leider auch nicht. Das ist aber auch gar nicht mein Anspruch, dazu beschäftige ich mich viel zu wenig mit Bildungspolitik. Es gibt ja eigentlich genug Leute, die sich ganz gezielt mit dieser Thematik beschäftigen und dafür ausgebildet worden sind.

      Was das Urheberrecht betrifft, so hast du natürlich recht. Bei Proben müsste zunächst geklärt werden, wer für bestimmte Abbildungen das Urheberrecht besitzt. Meistens sind es ja gar nicht die Lehrer, die diese Bilder selber zeichnen. Darüber hinaus gibt es in diesem Zusammenhang den Begriff der Schöpfungshöhe. Wahrscheinlich weißt du, wovon ich spreche. Für alle anderen: nicht jeder Satz oder jede Rechenaufgabe ist nach dem Urheberrecht geschützt. Ein „Werk“ muss immer in irgendeiner Form etwas Einmaliges sein, etwas Individuelles und es muss mit einer gewissen schöpferischen Kraft entstanden sein. Mehr dazu findet ihr bei Bedarf überall im Internet.

      Darüber hinaus gibt es auch noch das Recht, Werke zu zitieren. Im Einzelfall kann man sich natürlich darüber streiten, was noch als Zitat durchgeht und was nicht. „In Wien kannst du dich auf dem Prater vergnügen“ ist sicher kein Werk, das urheberrechtlich geschützt ist.

      Wo genau in meinem Artikel siehst du denn Verletzungen des Urheberrechts? Ich würde das dann ganz gezielt für jeden Einzelfall abklären.

      Zu dem Thema habe ich früher schon mal etwas in meinem Blog geschrieben: https://blog.sevke.net/2011/01/25/veroffentlichung-von-schulaufgaben-und-stegreifaufgaben/, So ganz neu ist das also nicht für mich. Damals habe ich das in direkter Kommunikation mit der Schulleitung aus der Welt geschafft.

      • Stefanie sagt:

        Lieber Sven,
        ich bin durch Zufall auf diesen Bericht von dir gestoßen. Es ist für mich eine Erleichterung zu wissen, dass es vielen Eltern so geht, wie mir im Moment. Es ist einfach grausam, dieses bayerische Schulsystem. Warum um alles in der Welt wird es nicht geändert / einheitlich in Deutschland gemacht?!
        Man ist dem allem ausgeliefert, friss oder stirb.
        Und dann wundert man sich warum Schulkinder Burnout haben….

  10. Lucie sagt:

    Vielen Dank auch im Jahr 2019. Unsere Kinder müssen nicht ganz so umfangreich lernen, aber ähnlich. Daher vielen Dank für die möglichen Fragestellungen in dieser Probe – mein Sohn ist nächsten Dienstag dran.. pures Auswendiglernen… gar nicht schön..

  11. Val sagt:

    Hallo an alle,
    Ich bin ein Kanadier und war Mathe Lehrer dort bevor ich Ingenieur geworden bin…..ich war schockiert als ich in Bayern damals in 2006 , als ich gekommen bin, entdeckt habe, wie krass das Schulsystem hier ist. Ich musste damals mit meinem Sohn und meine Tochter auf Kosten meiner Arbeit beim lernen helfen….heute ist mein Sohn mit 1,9 Abi und Tochter in der 11. klasse mit Durchschnitt 1,6 …Natürlich bin und war ich selbst immer der Nachhilfelehrer für meine Kinder in Mathe, Physik, Chemie und Englisch (Muttersprachler und dazu Französisch als zweite Sprache in Kanada) zuhause alle diese Jahren… ohne meine Hilfe wären meine Kinder in der Hauptschule!! Ich habe sie gerettet aber dafür meine Karriere als Ingenieur aufgegeben…. wären wir in Kanada gewesen, hätten sie meine intensive Hilfe nie gebraucht ….ich bereue meinen Umzug sehr, da sie ihre Kindheit mehr beim lernen verbracht haben.
    Heute habe ich mein drittes Kind in der 4.kl und er genießt den hoch gelernten Vater, der alles weiß bis Abitur! (sarkastisch)

    Gymnasium will Kinder mit hoch gelernten Eltern oder reiche Eltern die sich Nachhilfe leisten können. Und wenn ihr mit Ach und Krach den Übertritt schafft, dann ist der große Albtraum jedes Jahr im Gymnasium wie kann dein Kind alleine Physik, Chemie, Mathe, Englisch, Französisch schaffen…

    Es geht hier nicht nur ums Thema HSU Bajuwaren und Nebenflüssen, sondern mehr um die Strategie und Vision des Bildungsministeriums — sollen wenige Kinder ins Gymnasium gehen – bedeutet wenig in die Uni? Weniger hochgebildete Generation und mehr „Blue workers „ ? Die Lehrer sind unter Druck bei der Qualifizierung der Kinder beim Übertritt , die Eltern wollen das beste, und das System beurteilt ein 10 jährige Kind ob er Uni schaffen kann oder nicht.
    Das System sagt, alle Türe sind immer offen…man kann von hier zu dort wechseln: M10 Prüfungen, Quali, Nachprüfung Chemie 8.kl wenn man von der wirtschaftlichen ins Gymnasium geht….. aber wie kann dein Kind das schaffen, wenn er alleine die Lücken zwischen beiden Lehrplänen nicht füllen kann??? Da brauchst du Nachhilfe oder ein Einstein als Kind !
    Der Fluchtweg für die reichen ist A Level, American System, IB oder Matura.

    Ich gebe Nachhilfe und bin stolz viele gerettet und geholfen zu haben… aber bin immer gegen das System hier und bin dankbar dass die Kinder in meiner Heimat in Nordamerika solche Folterei nicht haben.

    Meine Botschaft ist: wenn du als Eltern ab der 7.klasse deinem Kind in Mathe, Physik oder Englisch nicht helfen kannst, dann macht es kein Sinn in der 4.kl fürs Gymnasium zu kämpfen solange du dir keine Nachhilfe leisten kannst.
    Schwarz auf Weiß aber leider ist es so.