Deutsche Literatur – 10. Klasse Gymnasium

Sprechblase mit dem Text BĂ€h Mein Sohn weiß ja genau, wie er mich sauer macht. Aber wissen das unsere Tee-Nager nicht alle? 😉

Jedenfalls muss er mal wieder ĂŒber die Ferien ein Buch lesen. Das hatten wir doch schon mal? Ja, hier: Ferien – 59 Stunden Arbeit. Aber diesmal geht es nicht um eine Bearbeitung und PrĂ€sentation. Er soll das Buch nur lesen. Das finde ich akzeptabel, hĂ€lt ihn das doch wenigstens zeitweise mal vom Computer fern.

Nur so recht voran kommt er nicht. Das Buch liest sich wohl nicht so gut. Und so hat er mir heute einen Ausschnitt vorgelesen:

Abfotografierter Ausschnitt von Seite 98 und 99

Schwer zu erkennen? Hier noch mal als Text:

Als wir die drei vor uns torkeln sahen, wußten wir, was es geschlagen hat. Wir kannten sie doch. Kojoten nannten wir sie. Streunten herum, wĂŒhlten im Dreck, brachten nichts mehr zuwege. Da gehörten noch andere dazu. Aber diese drei hatten noch einen speziellen Namen. Wir nannten sie die Arschficker-Partie. Diesen Ehrentitel hatten sie sich gut ein Jahr zuvor verdient, als wir sie auf der Toilette festnahmen. Die Frau lag auf dem Steinboden und rĂŒhrte sich nicht. Der eine bearbeitete ihren mit Blut und Dreck verschmierten Arsch, der andere wichste seinen verschissenen Schwanz. Ein Zeitungspapier hatten sie ihr untergelegt. Es stank nach reiner Scheiße. Aber das schien diese Typen ĂŒberhaupt nicht zu stören.Der eine stocherte weiter und grunzte dabei, der andere hielt seinen verschmierten Stengel in die Höhe, als wollte er sich auch noch einen blasen lassen. Es war unglaublich.

Nunja, diese SĂ€tze aus dem Mund meines Sohnes ließen meine GesichtszĂŒge einfrieren. Er ist zwar alt genug fĂŒr so etwas, aber in meinen Ohren klang es doch ziemlich deftig.

Das Buch?

Aus meinem Deutschunterricht bin ich so kurze SĂ€tze wie oben im Textausschnitt nicht gewohnt. Schreibt man heute so? (Im Internet: ja, auf WhatsApp: ja … aber in einem Roman?) Mir erschließt sich leider auch nicht die Ästhetik der Sprache, obwohl der Autor laut Klappentext Professor fĂŒr literarische Ästhetik in Leipzig ist oder war (das Buch ist von 1995).

Aber vor allem frage ich mich, ob ich so etwas lesen will? Nein, ich will nicht und ich muss auch nicht. Mein Sohn muss. Zur Erinnerung: 10. Klasse. Wobei ich zugeben muss, dass sich die Klasse fĂŒr das Buch entschieden hat, das von der Lehrerin lediglich vorgeschlagen und empfohlen wurde. Ich denke, die SchĂŒler hatten da eher keine Meinung und waren grundsĂ€tzlich nicht sehr erfreut ĂŒber den Gedanken, in den Ferien lesen zu mĂŒssen. LESEN! Ein Buch! Ob die Feinmotorik der Finger ĂŒberhaupt mit dem UmblĂ€ttern der Seiten fertig werden wĂŒrde. (Ich bin gemein!)

Nun sind die Beurteilungen im Internet insgesamt eher positiv und ich kann auch gar nichts zum Inhalt sagen, habe es ja nicht gelesen. Das Buch wurde 1998 sogar verfilmt (unter anderem mit Heiner Lauterbach). Vielleicht lohnt sich die LektĂŒre ja wirklich.

Dennoch sitze ich jetzt hier alleine am Computer und bin etwas durcheinander. Bin ich zu prĂŒde? Bin ich zu spießig? Bin ich einfach zu alt fĂŒr moderne Literatur?

Können es nicht die „Die Leiden des jungen Werther“ sein oder meinetwegen „Die neuen Leiden des jungen W.“?

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